Grächen quo vadis?

Nach Erhalt und Lesen der Einladung zur Ur- und Burgerversammlung vom 13. Dezember 2022 machen sich zahlreiche Einheimische Gedanken über die Zukunft ihrer Gemeinde.

Was lernen wir aus den vergangenen 40 Jahren?

In den 80er war die damalige Jugend in Aufbruchstimmung. Eine lange Liste von Investitionen im Gemeinde – und Tourismusbereich mussten sofort realisiert werden.

  • Gemeindeparkhaus
  • Sportzentrum (eigentlich mit Hallenbad geplant…)
  • Seetalhornbahn
  • Plattjabahn
  • Gabelhornlift
  • Bau der neuen Pisten im Seetalgebiet
  • Erneuerung Hannigbahn 
  • Bau der ARA
  • Erneuerung Wasser-und Abwasser

Einige dieser grossen realisierten Projekte bestehen noch, andere existieren bereits nicht mehr: Seetalbahn, Gabelhornlift, Gemeindeparkhaus…

Fakt ist; die Jugend von damals nagt bis heute noch an den Schulden der damaligen Investitionen, was nicht heissen soll, dass diese Investitionen nicht gut waren.
Aber manche Projekte hätten wohl nicht so überstürzt realisiert werden sollen.

Die Entschuldung der Gemeinde erfolgt seit dem Jahr 2005 und dauert noch an.
Dank dem Sanierungsplan von 2005, mit dem Verkauf der Infrastruktur des EWG, dank gewissen Forderungsverzichte der Banken, sowie einer Finanzhilfe von 2,5 Mio und dank einer Bürgschaft von 14,8 Mio von Seitens des Kantons, wurden die Schulden im Laufe der Jahre auf 17 Mio reduziert. Schlussendlich belastet die Übung die Gemeinde fast 80 Jahre. Die Jungen von dazumal zahlen noch im fortgeschrittenen Alter die Zecke. 

Die Gemeinde Grächen kann und darf sich nicht mehr so hoch verschulden!

Es sind wichtige touristische Einrichtungen, welche in den kommenden Jahren neu gebaut und oder zumindest saniert werden müssen:

  • Sessellift Bärgji-Hannig?
  • Sessellift Stafel-Seetal?
  • Erschliessung Wannihorn?
  • Paradieslilift?
  • Erneuerungen/Unterhalt Gemeindestrassen
  • Damm Chäschermatten
  • Damm Rittigraben
  • Erhalt der Eggeri
  • usw.

Die Liste lässt sich noch ergänzen. Mögen es teilweise kleine Sachen sein, aber die haben es oft in sich. 

Man sollte doch meinen, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und behutsamer mit grossen Projekten umgehen sollten.

Das Projekt Futura ähnelt ein wenig dem Projekt Landal, welches sich, nach anfänglich grosser Euphorie vor zirka 12 Jahren zum Glück erledigt hat. Gemäss den damaligen Prophezeiungen würde Grächen heute gar nicht mehr existieren. Und das unter dem Motto, Weg der Jungen… 

An der Orientierungsversammlung der Gemeinde im September 2022 wurde das Projekt Futura vorgestellt.
Für die meisten Teilnehmer kam dieses Projekt völlig überraschend, aus dem Nichts, dachte man, doch es handle sich um das Projekt, welches auf dem Boden der ehemaligen Talstation Seetalhorn erstellt werden sollte und über das schon oft diskutiert wurde.
Nun stellte sich heraus, dass insgesamt 6 neue Häuser mit Zweitwohnungen und ein Haus mit Erstwohnungen, also eine grosse Überbauung am Ort des heutigen Sportzentrums entstehen sollte. Das Projekt Futura ist für Grächen ein teures Projekt und man fragt sich hier, wie die Gemeinde ihren Teil finanziell stemmen kann?
Weitere offenen Frage sind die Umzonungen. Warum kann die Gemeinde diese Umzonungen bereits zur Abstimmung bringen, wenn der Zonenplan noch nicht existiert? Ist dies nicht ein bevorzugter Deal für das Projekt, ohne Rücksichtnahme auf die Grächner Bevölkerung, welche sich um ihre eigenen Bauplätze Sorgen macht? 
Wird der Kanton diesem Vorhaben überhaupt positiv gegenüberstehen?

Hinter dem Projekt Futura steht eigentlich ein privater Investor, welcher touristische Betten anbieten wird, so wie viele andere Wohnungsvermieter.

Die Gemeinde wird sich jedoch mit fast 10 Mio. daran beteiligen. Es sind zu diesem Thema grundsätzliche Überlegungen:

  • Kann sich die Gemeinde eine Neuverschuldung leisten?
    (Es braucht finanzielle “Schachzüge” für die Realisierung, man erinnere sich ans Sportzentrum von damals. Der Zweckverband musste schliesslich von der Gemeinde getragen werden.)
  • Kann und darf die Gemeinde die dafür notwendigen Umzonungen tätigen?
  • Wie würde der Verkehr auf dieser schmalen Gemeindestrasse, ohne totalen Kollaps funktionieren?
  • Wie beim Landal wird das Projekt mit der dringenden Notwendigkeit für die TUG begründet, aber was macht die TUG, bis das Projekt  in 5 bis 10 Jahren eventuell in Betrieb kommt?
  • Es fällt auf, dass der Gemeinderat in den letzten Publikationen dauernd etwas angepasst hat. Ist das Projekt nun in einem gereiften Zustand oder wird es wieder dauernd Änderungen geben?
  • usw.

Die Befürworter dieses Projektes spielen mit dem Schüren von Angst und drohen mit Phrasen wie; falls dieses Projekt nicht entsteht, geht es Grächen touristisch schlecht. Angst ist ein schlechter Ratgeber und es gibt im Leben nicht nur schwarz und weiss, sondern zahlreiche Grautöne dazwischen.

Einer der wichtigsten Begründungen, die man immer wieder hört, ist die folgende Aussage:
es läuft nichts, lief nichts mehr die letzten Jahre, es muss nun was laufen…
Also nun sofort kopflos in eine Sache rennen? 

Die CSP hat es vor Jahren als sinnvoll gesehen, auf dem Areal der alten Talstation ein einfaches Hotel zu erstellen und diese Idee auch unterstützt. Dabei aber immer den Grundsatz im Auge behalten: kleine vernünftige Schritte zu tätigen. Nun nimmt das Projekt aber Dimensionen an, deren Auswirkungen nur mit Hoffnung schön geredet werden können. 

Die CSP hat in den letzten beiden Legislaturen gezeigt, wie man mit vernünftigen Schritten einen Plattjalift bauen oder das Bergrestaurant restaurieren konnte. Und war sich auch bewusst, dass es noch viele offene Baustellen gibt. Aber Schritt für Schritt, alles andere kommt in Grächen nicht gut.

Wir fragen uns, ob wir dem Kreditbeschluss von 400`000.- Franken für die weiteren Abklärungen für das Projekt Futura zustimmen können. Diese wären dann schon weit insgesamt über einer halben Million Franken, welche wahrscheinlich verloren ging…? Die Gelder der letzten Jahre der TUG nicht mit eingerechnet. 

An der Versammlung wird das Budget angenommen, die Abstimmung kann als vorbereitet angesehen werden. Es macht nun keinen Sinn, am 13.12.22 auf Opposition zu machen und sich damit Vorort sehr unbeliebt  zu machen. Aber schlussendlich spalten solche Entscheide die Gemeinde extrem. 
Der Gemeinderat kann aber ohne das Gesicht zu verlieren, das Ruder auch später nach der Budgetversammlung umdrehen und damit das Dorf wieder zu einigen. 

CSP Grächen

Dez/22

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